Frühchristliche Reliquiare im Kontext von Kultstrategien, Heilserwartung und sozialer Selbstdarstellung
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Im Zentrum der Studie stehen jene Gefäße, in denen die ersten Reliquien des Christentums aufbewahrt wurden. Sie sind Zeugnisse einer christlichen Glaubensäußerung, die bis heute nichts an Faszination eingebüßt hat. Gerade aufgrund der Kontinuität vom Frühchristentum bis heute erscheint eine eingehende Untersuchung der Anfänge und Ursprünge dieses Kultes für alle Disziplinen, die sich mit dem Reliquienkult beschäftigen, von besonderem Interesse (Kunstgeschichte, Christliche Archäologie, Geschichte, Theologie, Religionswissenschaft u. a.). Die Untersuchung bietet erstmals eine umfassende Untersuchung frühchristlicher Reliquiare des 4. bis 7. Jahrhunderts im Kontext ihrer vielfältigen Bedeutungs- und Nutzungsbereiche. Während einzelne, bekanntere Objekte bereits monographisch untersucht wurden, wird hier zum ersten Mal eine die gesamte Objektgruppe vereinende Grundlagenarbeit vorgelegt. Die Leitfragen der Untersuchung sind: Wo wurden Reliquiare aufbewahrt und benutzt? Welche Gefäßformen und Materialien fanden Verwendung? Welche Inschriften und Bilder wurden auf den Reliquiaren angebracht und welchen Bezug besitzen sie zu denen im Innern aufbewahrten Reliquien? Unter Berücksichtigung zahlreicher dokumentierter Fundsituationen von Reliquiaren sowie schriftlicher Quellen werden Grundbedingungen der Herstellung von Reliquiaren, die einzelnen Benutzerkreise und deren Einfluss auf die Gestaltung der Gefäße aufgezeigt. Dabei werden neben den offiziellen Reliquiaren der Kirchen auch Privatreliquiare untersucht, deren Benutzung in einem direkten, haptischen Bezug zu den Gläubigen steht, während Kirchenreliquiare für gewöhnlich unsichtbar bzw. nur zu wenigen Anlässen sichtbar ausgestellt waren. Damit zeigen sich grundlegend verschiedene Auffassungen in der Reliquienverehrung von Seiten der einzelnen Gläubigen und der Kirche. Ein besonderer Fokus wird zudem auf die Frage nach dem Verhältnis von Form und Funktion der Reliquiare gerichtet. Die Studie liefert neue Ergebnisse einerseits für die Reliquiargattung selbst und zum anderen für die Ideenwelt des frühchristlichen Reliquienkultes im Allgemeinen.