Ein Ring aus Papier
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»Was ist das – Glück? Erinnerung, ein Stück gelebten Lebens, das zum Eigentum geworden ist. Man kann zwischen zerbrochenen Spielsachen sitzen, zwischen Spänen, Kletten und Gras oder mitten in einer Landschaft und aus dieser zerstreuten Welt eine neue Gestalt bilden.« Das schmale Œuvre von Zygmunt Haupt (1907–1975) ist eine einzige Beschwörung dieser für immer verlorenen Welt der Kindheit. Aufgewachsen in Podolien, einem Grenzland mit seinen verschiedenen Sprachen und Volksgruppen, erlebt er, am Gartenzaun stehend, das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie. In seinen Texten mit so faszinierenden Titeln wie »Madrigal für Anusia«, »Von Stefcia, Chaim Immerglück und den skythischen Armbändern« oder »Aus der Chronik vom fliegenden Haus« gewinnen die weiten, melancholischen Landschaften des europäischen Ostens, die endlosen Wälder, aber auch der Theodorplatz in Lemberg oder eine Straße in Paris eine sinnliche Prägnanz, die den Malerdichter verrät.Wenngleich Haupts Sprache in ihrer Durchdringung von Imagination und Expression zu den größten Errungenschaften der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehört, wurde dem Schaffen dieses Emigranten nie die Aufmerksamkeit zuteil, die seiner Originalität gebührt. Erst 1997, dank des Engagements Andrzej Stasiuks, der ihn als seinen »Lehrer« bezeichnet und eine Neuausgabe im eigenen Verlag publizierte, wird Zygmunt Haupt in Polen entdeckt.