My buddy
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Wer bei einschlägigen Onlineauktionshäusern das Stichwort „nackt“ eingibt, mag überrascht sein, wie viele Treffer er damit in der Kategorie „Militaria“ landet: Tatsächlich hat eine unerwartet hohe Zahl von Soldaten des Zweiten Weltkrieges Spaß daran gehabt, die eigenen Kameraden nackt oder halbnackt abzulichten oder sich selbst hüllenlos vor die Kamera zu stellen – ob an den Stränden des Pazifiks oder in den Weiten Russlands. Jeder Tag konnte für einen Soldaten im Zweiten Weltkrieg potenziell sein letzter sein. Um die Moral der Truppe zu stärken, ermutigten kommandierende Offiziere das „male bonding“. Unter den Männern, die 24 Stunden des Tages miteinander verbrachten und sich blind aufeinander verlassen mussten, entstanden enge Freundschaften. Wenn sie nicht gerade Seite an Seite kämpften, spannten sie zusammen aus und ließen bei ausgelassenen – und manchmal unbekleideten – Spielen Dampf ab. Auf den dabei entstandenen Bildern ist nichts vom soldatischen Körperpanzer zu sehen, den man aber auch kaum rund um die Uhr tragen kann. Schon gar nicht in einem Alter, in dem alles zum rauschhaften Erleben drängt. Stattdessen sehen wir hier spärlich bekleidete junge Männer, die eine Auszeit vom Krieg und militärischen Drill nehmen und Lebenslust, Virilität und kumpelhafte Intimität demonstrieren. Ausgelassenheit, Übermut, Körperkult und jugendliche Kraftmeierei, aber auch die Suche nach einer eigenen sexuellen Identität verschränken sich auf diesen Aufnahmen in nicht immer eindeutig zu benennender Weise – sicherlich keine Fotos, die man den Eltern oder der Verlobten nach Hause geschickt hat. Fotograf Michael Stokes hat über Jahre hinweg derartige Aufnahmen gesammelt und ein umfassendes Archiv zusammengetragen. In seiner Sammlung finden sich Fotografien von Soldaten und Matrosen aus Australien, England, Frankreich, Italien, Polen, Russland und den USA; von jungen Männern, die eine Seite des Krieges zeigen, die in den Wochenschauen keinen Platz fand. Scotty Bowers, ein 89 Jahre alter Ex-Marine und Autor des Bestsellers Full Service über seine Zeit als Callboy und Vermittler erotischer Dienstleistungen in Hollywood, schildert im Begleittext, wie der Krieg seine Einstellung zu Hetero- und Homosexualität grundlegend verändert hat. Herr Theweleit, übernehmen Sie!