Expressionism: A Revolution in German Art
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Die Generation deutscher Malerinnen und Maler, die unter dem Begriff Expressionismus zusammengefasst wird, einte das Unbehagen an ihrer technikbegeisterten und fortschrittsgläubigen Zeit und der Widerwille gegen die wilhelminisch-militaristische und bürgerlich-kapitalistische Lebens- und Gesellschaftsform. Mit revolutionärem Impetus erklärten die Expressionisten jede wirklichkeitsgetreue Wiedergabe eines Motivs für überholt. Allein auf die Gefühlsregung, die es auslöste, kam es an. Damit schrieben die Expressionisten eines der entscheidenden Kapitel der Klassischen Moderne: Sie nahmen Anleihen bei der Kunst afrikanischer Naturvölker, der russischen Volkskunst und beim Jugendstil und schockierten Publikum und Kritik mit Komplementärkontrasten, verzerrten Perspektiven, deformierten Figuren, klaustrophobischen Kompositionen, flächigen Aufträgen in leuchtenden Farben und radikaler Motivreduzierung. Dietmar Elger, der Leiter des Gerhard Richter Archivs und Oberkustos am Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, stellt in dieser Gesamtschau die Protagonisten und die kreativen Zentren und Nebenschauplätze des Phänomens Expressionismus vor. Er präsentiert ihre immense Vielfalt an Ausdrucksformen, die es ermöglicht, dass wir neben kraftvollen Leuchtstreifen von Wassily Kandinksy die blassen, kränklich anmutenden Farbtöne von Ernst Ludwig Kirchner finden können, die futuristischen Facetten von Franz Marc neben einer partiellen Rückkehr zu den bunten Tupfern des Impressionismus bei Emil Nolde und chaotische, albtraumhafte Großstadtszenerien neben verblüffend kolorierten Naturidyllen. Künstler wie Beckmann, Kandinsky, Kirchner, Kokoschka, Nolde oder Schiele, einst verhöhnt und später von den Nationalsozialisten als „entartet“ gebrandmarkt, sind heute Publikumsmagneten und sorgen regelmäßig für lange Schlangen vor den Museumskassen. Elger widmet sich in seiner Darstellung aber auch heute weitgehend vergessenen Künstlerinnen und Künstlern wie Conrad Felixmüller, Ludwig Meidner und Marianne von Werefkin und zeichnet so ein fakten- und kenntnisreiches Bild eines radikalen Paradigmenwechsels in der Geschichte der modernen Kunst.