Anatole feiert Hochzeit; auch alte Freunde und Ex-Lover sind eingeladen, darunter Chris, der ihm vor 25 Jahren das Herz gebrochen und dann die Stadt verlassen hat. Aus dem verträumten Chris ist ein tougher Sicherheitsprofi geworden, der in Nigeria amerikanische Ingenieure beschützt. Chris belächelt die brave Sesshaftigkeit der Menschen im Provinzstädtchen Poughkeepsie und kann kaum glauben, dass die Freunde von einst das wirklich ernst meinen. Durch die Konfrontation mit seinem Ex-Lover keimen bei Anatole Zweifel, ob er seinem Leben vielleicht eine falsche Richtung gegeben hat. Mit einem Zeitsprung von 25 Jahren kehrt Russell zu den Figuren seines Romans «Brackwasser» zurück und scheucht sie durch die Wechselbäder «Möglichkeit“ und «Wirklichkeit», auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob in der Mitte des Lebens so etwas wie Zufriedenheit zu erreichen ist.
Die Freunde von PoughkeepsieReihe
Diese Serie taucht tief in das komplizierte Leben und die Beziehungen von vier engen Freunden ein. Verfolgen Sie ihre Reisen durch Liebe, Verlust, Ehrgeiz und persönliches Wachstum in einer lebendigen Umgebung. Jeder Teil enthüllt weitere Schichten ihrer komplexen Dynamik und sich entwickelnden Persönlichkeiten. Sie bietet eine fesselnde Erforschung des Erwachsenwerdens und der Selbstfindung.


Empfohlene Lesereihenfolge
Poughkeepsie, ein kleines Städtchen im nördlichen Speckgürtel von New York City, Mitte der Achtzigerjahre: Anatole betreibt einen angesagten Friseursalon, Lydia ist als gescheiterte Existenz aus New York zurückgekehrt und Chris, der vor einer tragisch verlaufenen Beziehung nach Poughkeepsie geflüchtet ist, betreibt einen Plattenladen. Anatole und Lydia sind beide in Chris verliebt, doch der lässt niemand an sich heran. Paul Russell erzählt davon, wie die drei Mitzwanziger versuchen, miteinander klarzukommen – und wie der achtzehnjährige Leigh ihre beschauliche Dreisamkeit gehörig aufmischt: «Im Einkaufszentrum an der Main Street von Poughkeepsie sitzt ein Junge. Damit fängt es an: Lydia und Anatole sehen, aus zwei verschiedenen Fenstern, den Jungen auf der Lehne einer Bank sitzen.» Anatole, der sich am laufenden Band in hübsche Jungs verliebt, lässt den „Jungen Gott des Einkaufszentrums“ bei sich wohnen. Wie der geheimnisvolle Besucher in Pasolinis „Teorema“ löst Leigh bei allen drei Freunden tiefgreifende Veränderungen aus. In der Mitte der Achtzigerjahre war die Aufbruchsbewegung der Hippies zu einem abrupten Ende gekommen, die Hoffnung auf ein liebevolles Zeitalter des Wassermanns in Drogenrausch und Aidskrise ertränkt. Die Zukunft war nicht länger der Fluchtpunkt weltverändernder Pläne, sondern eine gefährliche, von Krieg und Zerstörung geprägt Welt. Die in dieser Zeit aufwachsenden Generationen waren auf das Hier und Jetzt, ihre individuellen Wünsche und Ängste und das schwierige Miteinander in privaten Cliquen verwiesen. Die Menschen begannen, sich in einer ewigen Gegenwart ohne verlockende Perspektiven einzurichten. Wenn wir heute in diese Zeit zurückblicken, sehen wir die Anfänge einer Alltagskultur, die wir im 21. Jahrhundert perfektioniert haben.