Der früh verstorbene US-amerikanische Künstler Mark Lombardi (1951–2000) produzierte visuelle Netzwerke und Diagramme, die die unsichtbaren Verknüpfungen zwischen politisch-ökonomischen Vorgängen, Korporationen und Individuen transparent machen. Dieses Notizbuch bildet nicht die bekannten feingliedrigen Zeichnungen und Netze ab, sondern zeigt Lombardis Recherchehilfsmittel und Denkstützen: seine Karteikarten. Der ehemalige Bibliothekar Lombardi, der für seine Akribie bekannt war, hat seine Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen mittels eines Karteikartensystem sortiert und archiviert, von denen einige hier abgedruckt sind. In ihrer persönlichen Einführung beschreibt Carolyn Christov-Bakargiev ihre persönlicheSicht auf dieses außergewöhnliche künstlerische Oeuvre, dessen Verbindungslinien sich der Faktenlage von Finanzskandalen, Terrorangriffen und Verbrechen unterordnen und Namen nennen. Carolyn Christov-Bakargiev (*1957) ist künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13).
dOCUMENTA (13): 100 Notizen - 100 GedankenReihe
Diese Reihe taucht in die Welt der zeitgenössischen Kunst und des Denkens ein und präsentiert eine Sammlung von Essays und Reflexionen. Jeder Band bietet eine einzigartige Perspektive auf künstlerische Prozesse, Kritik und die zukünftige Ausrichtung der kreativen Welt. Es ist eine fesselnde Erkundung für jeden, der ein tieferes Verständnis des künstlerischen Diskurses und seiner aktuellen Herausforderungen sucht.



Empfohlene Lesereihenfolge
Dem Skript für seinen Film Dune, nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Frank Herbert aus dem Jahr 1965, widmete der chilenische Regisseur, Comiczeichner, Komponist und bildender Künstler Alejandro Jodorowsky (*1929) ein voluminöses Notizbuch, auf das er eigens den Titel drucken ließ. Sein ambitioniertes Projekt blieb jedoch unrealisiert, und so diente das Notizbuch von 1974 schließlich seinen intensiven Recherchen über das historische Tarot de Marseille. Drei Jahre lang begab sich Jodorowsky auf die Spuren des berühmten Kartendecks, untersuchte seine Herkunft und Entwicklung sowie die verschiedenen mit ihm verbundenen Lehren und Analysen und hielt die Ergebnisse seiner Begegnungen, Gespräche und Lektüre in Texten, Collagen und Diagrammen fest, die hier in einer Auswahl reproduziert sind. Mit einer Einleitung von Chus Martínez, Agentin, Mitglied der Kerngruppe und Leiterin der Abteilung der dOCUMENTA (13) sowie assoziierte Kuratorin am MACBA, Barcelona.
Cornelius Castoriadis
- 46 Seiten
- 2 Lesestunden
Im Mittelpunkt des Denkens des politischen Philosophen, Ökonomen, Sozialkritikers und Psychoanalytikers Cornelius Castoriadis (1922–1997) stehen drei wichtige, eng miteinander verknüpfte Begriffe: das Imaginäre, Kreation und Autonomie. Sie verweisen auf das breite Spektrum von Bedeutungen, durch die eine Gesellschaft symbolische Formen und institutionelle Strukturen entwickelt, um ihre Identität zum Ausdruck zu bringen. Die von Castoriadis 1948 gemeinsam mit Claude Lefort gegründete linksradikale Gruppe Socialisme ou Barbarie beeinflusste zahlreiche Arbeiterbewegungen in ganz Europa. Für seine Notizen zu Themen aus den Bereichen Philosophie, Wirtschaftswissenschaften, Politik, Mathematik und Psychoanalyse, aus denen hier eine durch den Kulturtheoretiker Nikos Papastergiadis getroffene Auswahl abgedruckt ist, verwendete er nie ein Notizbuch, sondern was eben greifbar war, seien es die Rückseiten von Lebensmittelkarten oder die Leerzeilen eines Tagungsprogramms. Mit einer Einführung von Nikos Papastergiadis (*1962) Professor für Kulturwissenschaft und Medien & Kommunikation an der Universität von Melbourne.