Kainer, die Hauptfigur, wird vom Institut für Soziometeorologie in der Landeshauptstadt mit dem Auftrag ausgeschickt, in einem höchst unidyllischen Dorf im Grenzdistrikt das «Wetter zwischen den Menschen» zu beobachten. Was dem Ausgesandten zustößt, ist widersprüchlich, absurd, unglaublich.Die Dorfbewohner sind von leidenschaftlicher Bautätigkeit erfaßt; Ehemänner betonieren sich ins eigene Grab hinein, Witwen promenieren in den palaisartigen Hinterlassenschaften. Ein Kommunalpolitiker plant, alle durchreisenden Ausländer zu kennzeichnen. Seine somnambule Tochter will Regen herbeimusizieren. Obendrein grassiert die Wutkrankheit und infiziert schleichend die Eingeborenen. Kainer, dessen sonderbare Tätigkeit das Mißtrauen der Dörfler provoziert, übt, sich zu wehren; ein längst fälliger Zwischenbericht an das Institut verzögert sich immer wieder angesichts der Fülle unerhörter Begebenheiten.Eine wahrhaft skurrile Szenerie, in der eine Art Endzeitstimmung herrscht, die jedoch von utopischen Lichtblicken (die besonders in zarten erotischen Passagen kristallisieren) erhellt wird. Erzählt wird vielschichtig, in einer metaphernreichen, verzweigt-verästelten Sprache von kühler Sinnlichkeit. Der Aufbau gleicht einem dichten Geflecht von Szenen und Geschichten, einem puzzleartigen Muster, dem synchronen Querschnitt durch die phantastischen Ungeheuerlichkeiten dörflichen Zusammenlebens.
Bernhard Hüttenegger Bücher
Bernhard Hüttenegger ist ein österreichischer Autor, dessen Werk von einem tiefen Interesse an der menschlichen Psyche und komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen geprägt ist. In seinen Texten erforscht er meisterhaft Themen wie Entfremdung, Identitätssuche und die Vergänglichkeit der Existenz. Sein Schreiben wird oft als introspektiv und atmosphärisch beschrieben, mit einem Fokus auf feine Nuancen der Emotionen und Gedanken seiner Charaktere. Leser schätzen seine Fähigkeit, eindringliche Welten zu erschaffen und zum Nachdenken über das Wesen der menschlichen Existenz anzuregen.






Jemand hat sich in ein Fischerdorf am Mittelmeer zurückgezogen und studiert dort das Leben der Seeigel. Dieser Jemand, der sich selbst gleich zu Beginn einen „müden Träumer mit zerbrechlichen Hoffnungen“ nennt und einen „melancholischen Schwätzer außerdem“, treibt freilich auch noch Forschungen ganz anderer Art, und zwar in die eigene Vergangenheit. Das Ergebnis sind präzis-überspitzte Erinnerungen, gleichsam überbelichtete Episoden eines Dorflebens, in das der Erzähler sich durch die tragikomische Beziehung zu einer Frau hineingezogen sieht, ohne anders als beobachtend an ihm teilnehmen zu können. Immer wieder „vom Holzweg der Mitteilung abzweigend“, betritt er - nicht ohne Humor - „den Saumpfad der Einbildung“. Ob dabei von Verwandtenbesuchen oder von Gartenpflege die Rede ist, von geprügelten Ehemännern oder einem orgiastischen Hochzeitsfest: hinter der theatralisch anmutenden Kulisse zeigt sich eine Wirklichkeit, die wenig Tröstliches an sich hat.Am Ende der Erzählung kehren wir wieder an deren Anfang zurück und sehen den Erzähler nun beschäftigt mit dem Entwurf einer „Fingerspitzenerotik“. Sie ist, wie das ganze Buch, ein Hinweis auf verschüttete, aber nicht vergessene Möglichkeiten für neue Begegnungs- und Lebensformen: „Der Verkehr zwischen den Menschen soll süß sein wie das Blut eines jeden.“
Wer seinen Sohn liebt
Erzählung
Ausgeliefert einem unberechenbaren Vater, lernt das Kind, auf die feinsten Irritationen zu reagieren. Sensibel nimmt der Bub alles wahr, was um ihn geschieht. Die Herzlosigkeit der Menschen nach dem Krieg, die Flucht in platte Sätze und in Rollen, die jeden knechten. Auch den Vater. Das lernt der Sohn irgendwann verstehen. Dazwischen sucht der Bub seinen Freiraum, indem er alles willkommen heißt, was ihn von diesem dumpfen Leben ablenkt: die Spinnen, die er auf dem Abort füttert, die Skispringer, die er alle mit Namen kennt, die Freude über jedes Wort, mit dem er seine Welt nachzeichnen kann. Und schließlich der Tod. Dadurch, dass der Sohn das Sterben des Vaters schmerzlich genau beschreibt, befreit er sich selbst aus der Erschütterung über das Leben mit dem Vater.
Auf dem Grund des Brunnens
- 114 Seiten
- 4 Lesestunden
"Im vierten Band der LAGUNA-Roman-Tetrologie beschleißt der Autor Bernhard Hüttenegger seine Lebensbilanz. Er fügt das letzte Puzzle-Stück in seine ganz persönliche Lebenslandkarte - die Lagune von Porto Tolle in der norditalienischen Provinz Rovigo in Venetien. Dort verdichtet sich die Geschichte von Albin Kienberger und Mi, underfiltert und überlagert das Geschehen, während die Welt sich auflöst, verflüchtigt, zerbricht"--Page 4 of cover.
Der Maler Janak macht sich auf Motivsuche im östlichen Hügelland. Anfangs gelingt es ihm, in der Zurückgezogenheit zu arbeiten, doch allmählich wird er neugierig auf die zahlreichen Individualisten, die in dieser Gegend leben: Er beginnt, diese mit seinem künstlerischen Auge zu beobachten.
Eis.Sturm
Vademecum
Bernhard Hüttenegger lädt mit diesem Buch ein, ihm durch das Innere seiner Gedankenwelt zu folgen. Lakonische Geschichten und sensible Einzelbeobachtungen markieren den Lebensweg einer außergewöhnlichen Schriftstellerpersönlichkeit, jenseits von Anpassung, Opportunismus und Medienlärm. Eine radikale Selbstreflexion ist Voraussetzung für das kritische Bewusstsein eines Einzelgängers, der seine Notizen mit Gedankensplittern zu Erotik und Kunst, Zeitgeist und Mode, letztlich zur Begrenztheit menschlicher Existenz garniert. Eine existenzielle Begegnung findet überdies statt, zwischen dem Leser und dem Autor, ein Austausch der Einsamkeiten.
Der Himmel ist mein Schädeldach
- 221 Seiten
- 8 Lesestunden
Der Himmel ist mein Schädeldach ist ein Vademecum („Geh mit mir”) im wahrsten und doppelten Sinne: als Lebens- und Arbeitsjournal, das der bekannte Autor über insgesamt sieben Jahre führte, ist es eine Einladung, ihm durch das Innere seiner Gedankenwelt zu folgen, deren Horizont zugleich sein Schädeldach und doch das Universum ist, im physischen und intellektuellen Sinne; ihn bei seinen realen und mentalen Reisen zu begleiten, mit ihm und ihm folgend seine Welt auszumessen. Alltagschronik und zugleich Werkstattnotizen, enthält dieses Journal unterschiedlichste Wahrnehmungssplitter ebenso wie lakonische Geschichten, Ideenfunken, ‚magische‘ Momente, Epiphanien und Reminiszenzen. Einem Autor und Dichter, dem das Schreiben über viele Jahrzehnte Existenzweise und zugleich Selbstvergewisserung war und geblieben ist, fügt sich das Ganze zu einem Brevier sprachschöpferischer Welterfahrung, in das zu vertiefen wahrhaftig als Privileg und Bereicherung der Leser angesehen werden kann, als Gewissensprotokoll einer Zeit ihres Lebens kompromisslosen Schriftstellerpersönlichkeit.
Der Fisch im Wasser
- 151 Seiten
- 6 Lesestunden
Dieser Roman beschließt Bernhard Hütteneggers autobiografisch angelehnte Trilogie (Meine Mutter, meine Sprache, Styria 2014 und Beichte eines alten Narren, edition keiper 2017) um einen alternden Schriftsteller, der sein Leben, seine Lieben, seine Laufbahn bilanziert. Der Erzähler, der hier nicht zuletzt als Angler auftritt – was den durchaus mehrdeutigen Titel des Buchs zu einer Chiffre für sein eigenes, aber auch ganz allgemein das Leben als solches werden lässt –, führt uns durch eine Fülle von berührenden, vielfach ergreifenden Momenten und Erfahrungen. Das Geschehen bzw. die geschilderten Ereignisse, die nun der unmittelbaren Gegenwart des Erzählers stärker angenähert sind, sind zum Teil mit den Vorgängerbänden verzahnt, zwar ohne sich zu überschneiden, aber doch in gegenseitiger Erhellung. Angesiedelt sind sie wiederum im scheinbar vertrauten, zugleich aber doch auch merklich verschobenen Spannungsfeld zwischen der Jünglingsheimat, dem Kärntner Wohnort, der nunmehr kaum noch als Dorf-Exil oder gar Dorf-Kerker empfunden wird, und der Weltheimat Wien, die indes, wie die Geburtsheimatstadt, nun merklich in den Hintergrund tritt. Auch das Verhältnis zu seiner Lebensliebe Mia hat sich deutlich verschoben, entspannt. Dafür treten jetzt andere Themen und Problembereiche ins Zentrum, u. a. die lebensbedrohliche Erkrankung des Ich-Erzählers und deren Überwindung, wohingegen dessen lebensbestimmende Nisomanie nach wie vor zentral figuriert. Hütteneggers charakteristische subtil-tiefgründige Wortspiele, die den Text pointiert durchwirken, machen diesen Text zu einem weiteren Höhepunkt in seinem erzählerischen Schaffen, kaleidoskopartig, voll aktueller Anspielungen und Bezüge und dennoch von zeitlos-schwebender literarischer Eleganz wie auch Eindringlichkeit.
Beichte eines alten Narren
- 149 Seiten
- 6 Lesestunden
Bernhard Hütteneggers neuer Roman ist die Geschichte eines Dichterlebens, verwoben mit der spannungsvollen Beziehung zweier schwieriger Partner. In der Ich-Form gehalten, entwirft dieser Künstlerroman zugleich ein vielschichtiges, provokantes Panorama Österreichs ab den 1960er-Jahren, mit Schwerpunkt auf Graz, der Steiermark und Wien. All dies ist illusionslos beobachtet und in prägnant-pointierter Sprache, die den Leser/die Leserin in ihren Bann schlägt, glänzend erzählt. Nicht zufällig trägt der Roman seinen Titel, denn der Erzähler – ein Schriftsteller und Künstler der widerständigen Sorte, der sein Leben in schonungsloser Offenheit Revue passieren lässt – sieht sich selbst unverkennbar als ‚alten Narren’.