Überraschend erhält Lilian Shang, in den USA geboren und aufgewachsen, nach dem Tod ihrer Eltern das Tagebuch ihres Vaters. Gary Shang arbeitete mehr als dreißig Jahre lang als Maulwurf bei der CIA und war einer der wichtigsten Spione Chinas - bis er 1980 durch eine Unachtsamkeit aufflog. Lilian ist tief bewegt von den Zeilen ihres Vaters, die ihr den schmerzvollen Preis offenbaren, den er für dieses Doppelleben zahlen musste. Jahrzehnte, nachdem Gary seine Heimat für immer verließ, reist sie auf den Spuren ihres Vaters nach China und begegnet einer zweiten Familie, von der weder sie noch ihre amerikanische Mutter etwas wussten. Lilian ahnt, aus welchem schrecklichen Dilemma ihr Vater sich nicht mehr befreien konnte - und als sie herausfindet, dass auch Gary verraten wurde, setzt sie alles daran, dieses Schicksal einer weiteren Generation zu ersparen.
Ha-jin Yi Bücher







1951, kurz nach Ausbruch des Koreakriegs, wird Yu Yuan, ein junger chinesischer Offizier, wie Tausende Freiwillige von Mao Zedong nach Nordkorea geschickt, um den kommunistischen Brüdern im Norden des Landes zur Seite zu stehen. Er gerät amerikanische Gefangenschaft und einzig der Gedanke an die Heimat birgt für ihn die Hoffnung, wieder zu dem Menschen zu werden, der er vor dem Krieg einmal war. Doch als Yu schließlich nach Hause zurückkehrt, muss er feststellen, dass es diese Heimat so nicht mehr gibt. Vierzig Jahre nach seiner Freilassung schreibt der inzwischen siebzigjährige Yu gegen das Vergessen an.
Ein schlechter Scherz
- 254 Seiten
- 9 Lesestunden
Ha Jin, der 'Meister der Miniatur' (amazon. com), erzählt in diesem Band von der Ironie der Tyrannei in all ihren Varianten und lässt den Leser mit seinen Figuren hautnah spüren, was der zunehmende Einfluss des Westens auf eine immer noch durch und durch kontrollierte Alltagswelt für bitter-ironische Konsequenzen beinhalten kann. Es sind die unfreiwillig komischen Missverständisse, die aus einem unterschiedlichen Gerechtigkeitssinn resultieren und bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt, aus denen Ha Jin eine emotionale Nähe zu unserem westlichen Alltag evoziert, 'die sowohl an Anton Tschechow als auch an den frühen Ernest Hemingway erinnern' (Commercial Appeal).
Aravind Adiga, Mohsin Hamid und Taiye Selasi stehen weltweit auf den Bestsellerlisten und zeugen von einem Bedürfnis nach Geschichten über das Leben zwischen den Kulturen. Oder Namen wie Salman Rushdie, Milan Kundera, Alexander Solschenyzin, Joseph Conrad und Wladimir Nabokov – sie alle verbindet eine Existenz und ein Schreiben an fremdem Ort, mal als Zwischenstopp, mal für immer, mal von Geburt an. Für den aus China stammenden US-Autor Ha Jin sind ihre Werke eine 'mentale Bibliothek', die er mit seinem eigenen Schaffen in einen faszinierenden Dialog setzt und dabei wichtige Fragen stellt: Wie verändert sich die Rolle des Autors, wenn er sein Land von außen betrachtet? Wie prägt Sprache den Menschen, kann er ihr trauen? Wie findet ein Autor seine eigene, universelle Sprache und damit Leser, die ihn verstehen?
Sie haben es geschafft. Haben ein Dach über dem Kopf und Arbeit. Die Mühen der Einwanderung liegen hinter ihnen. Aber ist auch das Herz in der neuen Heimat gelandet? In seinen brillanten Geschichten erzählt Ha Jin von den Schwierigkeiten, in einer fremden Kultur wirklich anzukommen. Ein junger Komponist erkennt, dass der kleine Papagei seiner Freundin sein einziger treuer Gefährte ist; zwei Kinder ändern ihre Namen, damit sie amerikanischer klingen, womit sie ihre Großmutter tief verletzen; ein Englischprofessor, der nicht nach China zurückkehren will, versteckt sich bei einem ehemaligen Studenten vor den Behörden. Innerlich zerrissen ringen Ha Jins Figuren mit dem unbedingten Willen, in der Fremde heimisch zu werden und dennoch ihrer Herkunft verbunden zu bleiben.
Der chinesische Student Nan Wu und seine Frau Pingping entschließen sich im Sommer 1989, kurz nach den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens, in den USA zu bleiben und dort ein neues Leben zu beginnen. Es sollte nur ein Studienaufenthalt werden, doch mit jedem Jahr in den Staaten steigt die Wut auf die politischen Verhältnisse in der fernen Heimat. Endlich dürfen sie nun auch ihren sechsjährigen Sohn Taotao zu sich holen, der sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt. Nan aber träumt davon, ein großer Dichter zu sein, und hat es wesentlich schwerer: Ihn plagen Schuldgefühle seiner Frau gegenüber, der er sich eher solidarisch als in Liebe verbunden fühlt, weil er seine Jugendfreundin Beina nicht vergessen kann; schwer wiegt auch die Verantwortung, seiner Familie ein sicheres Auskommen zu ermöglichen. Über zwölf Jahre begleiten wir Leser den Alltag der Familie Wu, ihr tägliches Ringen um Heimat, Liebe und Glück. Seite für Seite wachsen sie uns ans Herz, weil unsere eigenen Träume sich in den ihren spiegeln.
Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck Shao Bin, Künstler, Kalligraph und Arbeiter der Düngerfabrik 'Ernteglück' in Endstadt, gehört nicht zu denen, die Ungerechtigkeit und Korruption von seiten der Führungskader einfach so hinnehmen. Als er und seine kleine Familie zum wiederholten Male bei der Wohnungszuteilung übergangen werden, glaubt er sich im Recht, die Machenschaften 'dieser Banditen' endlich aufzudecken. 'So kann der Pinsel eines wahren Gelehrten das Gute befördern und dem Übel vorbeugen', liest er in einem Buch über altchinesische Weisheit, und inspiriert von solchem Streben nach Gerechtigkeit fertigt er eine Karikatur an, die die ortsansässige Zeitung auch tatsächlich druckt. Einmal in Gang gesetzt, ist die Schraube fortan nicht mehr zurückzudrehen: Shao Bin wird mehrfach verwarnt und bestraft, doch er gibt nicht auf. Im Gegenteil: In immer größere Gewässer wagt Shao Bin sich vor, sogar bis in die Hauptstadt Beijing.
Ha Jins neuer großer Roman»Alle waren überrascht, als Professor Yang im Frühjahr 1989 einen Schlaganfall erlitt.« Mit diesem Satz beginnt der Student Jian den Bericht über die Zeit, in der seine Welt sich zu verrücken begann. Jeden Tag wacht Jian am Krankenbett seines Lehrers und angesehenen Literaturprofessors der Universität in Shanning. Was zunächst aussieht wie eine einfache, wenn auch ungelegene Pflichterfüllung, wird zunehmend rätselhaft, ja gefährlich, als Herr Yang plötzlich beginnt, wirres Zeug von sich zu geben: unsichtbare Peiniger fleht er um Gnade an, er singt Revolutionslieder, schwärmt von einer Geliebten mit Brüsten wie Pfirsiche, rezitiert Stellen aus Dantes Göttlicher Komödie, beschimpft seine Familie, seine Kollegen und das Hochschulsystem, in dem ein Gelehrter nichts weiter sei als ein Vieh auf der Schlachtbank. Seine gerade fertiggestellte Übersetzung des Brechtschen Theaterstücks Der gute Mensch von Sezuan ruht hingegen unbeachtet auf der Fensterbank. Ist sein Professor nicht mehr ganz richtig im Kopf oder spricht er im Wahn gar die Wahrheit? Während Jian damit beschäftigt ist, den geheimnisvollen Äußerungen einen Sinn zu entlocken, ziehen sich nicht nur die Wolken über Beijing und den protestierenden Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens zusammen, auch in Jians Fakultät nimmt das grausame Spiel um die Macht seinen Lauf ...
Warten
- 333 Seiten
- 12 Lesestunden
Der preisgekrönte Roman des chinesisch-amerikanischen Autors Ha Jin erzählt die Geschichte des 27-jährigen Lin Kong, der 1963 eine arrangierte Ehe mit der ungebildeten Shuyu eingeht. Trotz der Unattraktivität und der traditionellen Werte seiner Frau, bleibt Lin passiv und gehorcht seinen Eltern. Er schämt sich für Shuyu und erlaubt ihr nicht, ihn im Militärkrankenhaus zu besuchen, wo er arbeitet. Lin verbringt nur seine Urlaubszeit mit ihr, während er eine innere Distanz wahrt. Sein Leben ändert sich, als er die moderne Stationsschwester Manna Wu trifft und zum ersten Mal Liebe empfindet. Ihre Beziehung bleibt jedoch geheim und keusch, da eine offenherzige Verbindung seinen Ausschluss aus der Armee zur Folge hätte. Lin zögert, sich von Shuyu scheiden zu lassen, und über fast zwanzig Jahre kehrt er jeden Sommer zurück, um diesen Schritt zu wagen, nur um letztlich zu scheitern. Lin ist gefangen zwischen den Erwartungen seiner bäuerlichen Herkunft und der strengen Militärwelt, was zu einem emotionalen Stillstand führt. Die Protagonisten kämpfen mit den Anforderungen ihrer Umgebung und der Unfähigkeit, ihre Wünsche zu äußern. Ha Jin beschreibt diese komplexe, unromantische Liebesgeschichte mit einer poetischen, klaren Sprache, die die seelischen Belastungen der Charaktere eindrucksvoll einfängt.
Nanking, Dezember 1937: Die japanische Armee verübt ein unvorstellbares Massaker an der chinesischen Zivilbevölkerung. Die amerikanische Missionarin Wilhelmine „Minnie“ Vautrin ist eine von wenigen Mitarbeitern ausländischer Einrichtungen, die sich entschließen, zu bleiben. Gemeinsam mit ihrem kleinen Team verwandelt sie das amerikanische College, das sie leitet, in ein Flüchtlingslager für Frauen und Kinder – und rettet Tausenden von Menschen das Leben. Ein ergreifender Antikriegsroman, der dem Leser von heute das Grauen von damals spürbar macht.