Dieser französische Aristokrat, Philosoph und Schriftsteller ist berühmt für seine libertären Ansichten über Sexualität und Lebensstil. Seine Werke, darunter Romane, Kurzgeschichten und politische Traktate, verbinden oft philosophische Diskurse mit expliziten Darstellungen erotischer Fantasien, die Gewalt, Kriminalität und Blasphemie betonen. Sade befürwortete radikale Freiheit, die von Moral, Religion oder Gesetz ungebunden ist. Viele seiner Schriften entstanden während seiner langen Haftzeiten.
Skandalös, behaupten die einen. Schmerzhaft notwendig, sagen die anderen. Die »120 Tage« des »göttlichen Marquis« polarisieren wie kaum ein zweites Werk der Weltliteratur. Vier Ehrenmänner halten 42 Frauen und Knaben auf einem Schloss gefangen und beraten, was mit ihnen zu tun sei. Da sie sich unbeobachtet wähnen, erliegen sie ihren Gelüsten und Begierden. Ungeachtet der Diskussionen, die das Buch auch heute noch auslöst, ist der Roman längst ein literarischer Klassiker, an dem niemand vorbeikommt, dem an einer rückhaltlosen Selbstaufklärung des Menschen gelegen ist.
«Justine oder das Missgeschick der Tugend» (franz. Originaltitel: Justine ou les Malheurs de la vertu) ist ein Roman des Schriftstellers Marquis de Sade, den er 1787 während seiner Inhaftierung in der Bastille verfasste. De Sade fertigte seinen Roman in drei Fassungen (1. Fassung 1787, 2. Fassung 1791 und 3. Fassung 1797). Bei diesem Buch handelt es sich um die dritte und ausführlichste Fassung des Werks. Die Urfassung wurde von de Sade innerhalb von zwei Wochen erstellt und erst 1909 von Guillaume Apollinaire wiederentdeckt. Die späteren Varianten enthalten neue Episoden und Erweiterungen der alten Episoden. Besonders in der dritten Fassung wurden zahlreiche ins Detail gehende sadomasochistische Obszönitäten hinzugefügt. Zusätzlich wurden eine Reihe von philosophischen Betrachtungen in die Handlung eingeflochten. Justine und Juliette sind die Töchter eines bankrotten Kaufmanns. Nach dem Tod der nahezu mittellosen Mutter beschließt Juliette, als Prostituierte ins Bordell zu gehen, verübt eine Reihe von Verbrechen, erwirbt Reichtum und wird glücklich. Justine hingegen wählt den Weg der Tugend, erlebt hierbei eine Reihe von Abenteuern und Missgeschicken und wird fortwährend Verfolgungen und Erniedrigungen ausgesetzt, bis sie – wegen Mordes und Brandstiftung unter Anklage stehend – wieder ihre Schwester trifft, der sie ihr Lebensschicksal erzählt, bevor sie in einem Gewitter vom Blitz er-schlagen wird.