Josef Čapek Lebenslauf
Josef Čapek war eine markante Figur der tschechischen Kunstszene, dessen Schaffen über Malerei und Poesie hinaus in die Literatur reichte. Beeinflusst vom Kubismus verlieh er seinen bildnerischen Werken einen einzigartigen, spielerischen und manchmal primitiven Charakter. In künstlerischer Zusammenarbeit mit seinem Bruder Karel trug er zur Entstehung zahlreicher Theaterstücke und Kurzgeschichten bei. Er ist auch der Autor eines heute klassischen tschechischen Kinderbuchs. Čapek ist auch als Schöpfer des Wortes „Roboter“ bekannt, das sein Bruder Karel später in der Literatur populär machte. Sein Leben war geprägt von Verfolgung durch das NS-Regime, die ihn in das Konzentrationslager Bergen-Belsen führte, wo er auch starb. Doch selbst in dieser Zeit schuf er weiter und hinterließ uns eine Gedichtsammlung.






Josef Čapek war der Sohn des Landarztes Antonín Čapek. Er wuchs mit seinen älteren Geschwistern Helena (1886–1961) und Karel (1890–1938) in Úpice auf. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung als Weber, studierte dann ab 1904 in Prag an der Kunstgewerbeschule. Gemeinsam mit seinem Bruder Karel studierte er anschließend einige Jahre in Paris. Dort verfasste er erste literarische Veröffentlichungen, darunter auch kunsttheoretische Schriften und Filmdrehbücher. Zugleich betätigte er sich als Maler. Josef Čapeks spezifische Vorstellung des Kubismus als Stilrichtung nahm Elemente der tschechischen Volkskunst auf. Josef Čapek gehörte neben Emil Filla, Vincent Kramář, Bohumil Kubišta, Otto Gutfreund, Josef Chochol zu einer Gruppe junger tschechischer Künstler, die den Kubismus und angewandter Kunst in Verbindung brachte, unter anderem in Form von Bildern, Design, Plastiken und Zeichnungen sowie Architektur. In den frühen 1920er Jahren arbeitete Čapek auch am Theater, entwarf Kostüme und Bühnenbilder und gestaltete in Prag mehr als 40 Inszenierungen von Dramen, Opern und Balletten. Josef Čapek illustrierte viele Werke seines Bruders Karel. Bekannt ist Josef Čapek auch als Urheber des Begriffs „Roboter“, den sein Bruder Karel Čapek für das 1920 erschienene Theaterstück R.U.R. verwendete. Auch der Begriff „Automat“ ist eine Wortschöpfung Josef Čapeks. Seit 1921 gehörten Karel und Josef Čapek der Redaktion der Tageszeitung Lidové noviny. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war Josef Čapek Teilnehmer an den Treffen der informellen Stammtischgruppe Prager Intellektueller Pátečníci. In den 30er Jahren veröffentlichte er zahlreiche Karikaturen, die vor der von Deutschland ausgehenden Kriegsgefahr warnten und die Propaganda des Nationalsozialismus entlarven sollten. Zusammen mit Karel Čapek veröffentlichte Josef auch weiterhin literarische Texte, insbesondere Schauspiele und Erzählungen. Der Roman Schatten der Farne und andere Werke um 1930 sind dem Expressionismus zuzuordnen. 1919 heiratete er Jarmila Čapková geb. Pospíšilová (1889–1962), mit der er eine gemeinsame Tochter Alena Čapková (1923–1973) hatte. Von seiner Tochter ließ sich Čapek seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zum Zeichnen von Kinderbüchern inspirieren, zu denen Karel Čapek die Texte beisteuerte. Besonders erfolgreich waren die Geschichten vom Hündchen und vom Kätzchen oder Wau und Miau. Am Tag nach dem Münchner Abkommen besuchte Erika Mann Karel Čapek, um ihn und seinen Bruder von der Notwendigkeit des Exils zu überzeugen, was aber beide ablehnten. Josef Čapek notierte hierzu im Oktober 1938: Am 25. Dezember 1938 stirbt Karel Čapek durch Krankheit. Nach der deutschen Besetzung Tschechiens setzte im September 1939 mit dem Beginn des deutschen Überfalls auf Polen die Verhaftung tschechischer Intellektueller ein. Josef Čapek wurde am 9. September 1939 wegen Kritik am Nationalsozialismus verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager wie Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen deportiert. Aus dem KZ Sachsenhausen sind einige Gedichte Čapeks überliefert. Am 12. April 1945 – drei Tage vor der Befreiung des Lagers – wurde Josef Čapek in Bergen-Belsen ermordet. Auf dem Vyšehrader Friedhof in Prag erinnert ein symbolisches Grab an Josef Čapek. In Prag und anderen Orten Tschechiens sind nach den Gebrüdern Čapek Straßen benannt (ulice Bratří Čapků), außerdem erinnern einige Denkmäler an die Čapek-Brüder.