Josef Pekař
12. April 1870 – 23. Januar 1937
Josef Pekař (* 12. April 1870 in Malý Rohozec; † 23. Januar 1937 in Prag) war ein tschechischer Historiker.
Der Schüler von Jaroslav Goll und Antonín Rezek an der tschechischen Karls-Universität Prag promovierte 1893 zum Doktor der Philosophie, unterrichtete 1895 am Gymnasium in Mladá Boleslav (Jungbunzlau) und ein Jahr später in Prag. 1896 war er bei der Straka-Akademie für junge katholische Adelige tätig. 1894 unternahm er eine Studienreise und besuchte an der Universität in Erlangen Vorlesungen des Historikers Friedrich von Bezold und an der Universität in Berlin Vorlesungen von Heinrich von Treitschke und Eduard Zeller. 1897 wurde er Dozent für österreichische Geschichte und Supplent dieses Faches an der tschechischen Karls-Universität in Prag, wurde 1902 außerordentlicher und 1905 ordentlicher Professor für österreichische Geschichte an der tschechischen Karls-Universität Prag. Die Habilitations-Schrift hatte als Thema das Komplott gegen Generalfeldmarschall Wallenstein (Dějiny Valdštejnského spiknutí 1630–1634). Als Privatdozent an der tschechischen Philosophischen Fakultät vertrat er seit Sommer 1897 Professor Antonin Rezek und wurde Mitvorsitzender des historischen Seminars. 1904 initiierte er die Reorganisation des Historischen Clubs. 1909 bis 1910 amtierte Pekař als Dekan der Fakultät und war 1931 bis 1932 Rektor der Universität. 1935 wies er die angebotene Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Tschechoslowakei zurück. Seit 1893 schrieb Josef Pekař Zeitungsbeiträge, seit 1898 arbeitete er als Redakteur der Zeitschrift Český časopis historický (Tschechische historische Zeitschrift). In den 90er-Jahren trug er Argumente gegen die Echtheit der Grünberger Handschrift zusammen und veröffentlichte 1895 seine Habilitations-Schrift über das Wallenstein-Komplott. In seinen wissenschaftlichen Publikationen setzte er sich mit einem breiten wissenschaftlichen Spektrum mit der ältesten Geschichte in Böhmen, der Hussitenzeit und den Geschehnissen im 17. und 18. Jahrhundert auseinander. 1912 begann er einen wissenschaftlichen Disput mit Tomáš Garrigue Masaryk über die sinngebenden Kräfte in der böhmischen Geschichte. Pekař widersprach dabei Masaryk, der die Auffassung vertrat, dass die wechselnden Religionszugehörigkeiten eine tragende Rolle gespielt haben. Pekař selbst vertrat den völkisch-nationalen Gesichtspunkt. Seine Auffassung der negativen Beurteilung der Hussitenkriege und die positive Darstellung der Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde später durch die Ideologie des Marxismus abgelehnt.