Fritz Joachim Raddatz war ein einflussreicher deutscher Literaturkritiker und Schriftsteller, der für seine aufschlussreichen Analysen der deutschen Literatur bekannt war. Mit seinen Essays, Romanen und Biografien leistete er bedeutende Beiträge und prägte den literarischen Diskurs mit seiner unverwechselbaren Stimme. Raddatz' Werk bot eine scharfe Perspektive auf die literarische Landschaft und hinterließ einen bleibenden Eindruck im Verständnis der deutschen Literaturtradition. Seine scharfen Beobachtungen und kritischen Bewertungen machten ihn zu einer prägenden Figur in der literarischen Welt.
Eine Liebeserklärung an die spröde Schöne des Mittelmeers
Fritz J. Raddatz’ Liebeserklärung an die Perle der Côte d’Azur. Es ist die Liebesgeschichte zweier Stars: Fritz J. Raddatz, der große eloquente Feuilletonist und Kosmopolit, trifft auf Nizza, die spröde Schöne des Mittelmeers. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Raddatz wandelt auf den Spuren von Monet, Picasso, Renoir, Klaus Mann oder auch James Baldwin, spürt dem Leben der berühmten Künstler in Nizza nach und reflektiert über das Verhältnis von monetärem und kulturellem Reichtum. Ein Band voller pittoresker Impressionen und begeisterter Vergegenwärtigungen.
Ein «Riesenschnörkel» steht am Anfang dieses Buchs. Ein junger Mann in Ostberlin staunt darüber. Der junge Mann heißt Fritz J. Raddatz, damals, als die Geschichte dieses Buches beginnt, stellvertretender Cheflektor des Ostberliner Verlags Volk und Welt; der Schnörkel ist die Unterschrift, in ihrem Schwung nicht leicht zu entziffern auf Briefen und Verträgen, von Heinrich Maria Ledig-Rowohlt. Ende der fünfziger Jahre lernen beide sich kennen, und aus dem Schnörkel wird eine Person, dann auch ein literarischer Gefährte, ein «Chef», ein Freund, ein Mit-Abenteurer auf den Beutezügen in die deutsche und die ausländische Literatur. Davon erzählt dieses Buch: wie das deutsche Verlagswesen nach dem Krieg neu begann und wie im Rowohlt-Verlag, Reinbek, zwei Männer in gemeinsamer Begeisterung für die Literatur einen internationalen Verlag schufen, wie er nicht seinesgleichen hatte. Dieses Buch ist ein Denkmal aus Worten, eine Erinnerung, es ist aufbewahrtes Wissen um einen Mann, der einer der entscheidenden Modernisierer des deutschen Verlagswesens gewesen ist. Normalerweise bleiben von Verlegern nur die Bücher, die sie herausgebracht haben: Was es aber darüber hinaus zu sagen gibt über Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, das steht, mitreißend erzählt, empfindungsgenau in der Zustimmung wie im Widerspruch, in diesem Buch.
Inzwischen ist es knapp hundert Jahre alt: Franz Bleis «Großes Bestiarium der Literatur», jenes legendäre Buch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das bei Rowohlt viele Auflagen erlebt hat. Ein neues Bestiarium tritt ihm jetzt an die Seite. Fritz J. Raddatz hat es verfaßt: mit dem nachlässigen Glanz liebevoller Parodie und dem scharfen Blick der Satire, mit Hellsicht, mit Witz, mit märchenhaften, ja phantastischen Pointen überall. Die Größen der deutschen Literatur erscheinen hier als Fabelwesen; der Leser trifft die nach Wien verirrte Möwe Jelinek, eine Meisterin der Resteverwertung, und die Trockenqualle Lenz, die, sobald zerrieben, Grundstoffe für die Farben Emil Noldes bildet. Der Enzensberger und der Goetz treten auf, Grass als Aal, der onanierende Pimpfe verschlingt, oder Martin Mosebach, der «Andenflamingo» genannte Vogel mit dem gravitätischen Gang. Ulla Hahn ist eine Schleichkatze, die Mayröcker ein Silberlöwe, der nicht brüllen kann, und der Ruge ein Seehase. Und das Habermas, eine possierlichaggressive Primatenart, kann sich durch besondere Ruflaute zum Clanherrscher aufschwingen. Raddatz gelingt ein genußreiches Portrait vieler wichtiger Autoren unserer Zeit: eine Sammlung dichter Leseerfahrung und Leselust, von Klaus Ensikat meisterhaft illustriert.
Ein Buch wie dieses hat es noch nicht gegeben. Es beschreibt die deutschen Intellektuellen und die bundesrepublikanische Gesellschaft auf eine Weise, die so klar und prägnant nie zuvor festgehalten wurde: mit einem scharfen, subjektiven Blick, der sowohl einfühlsam als auch treffend ist. Dieses Werk, das von der Kritik lange ersehnt wurde, stellt den großen Gesellschaftsroman der Bundesrepublik dar – ein Porträt unserer Zeit. Fritz J. Raddatz, als einer der widersprüchlichsten Intellektuellen seiner Generation, bringt Witz und Eigensinn zusammen. Er ist geistreich, gebildet, streitbar und umstritten, stets geprägt von einem Gefühl der Unzugehörigkeit. Bereits in den sechziger Jahren bemerkte Erich Kuby, dass für jemanden wie Raddatz in Deutschland kein Platz sei. Dieses Urteil spiegelt sich im Lebensgefühl des Tagebuchschreibers wider. Raddatz tritt unmaskiert auf, als hochmütiger Melancholiker, treuer Freund, Hypochonder und Misanthrop. Die Aufzeichnungen reichen von seinen letzten Jahren als Feuilletonchef der ZEIT bis zum Beginn des neuen Jahrhunderts, wobei die deutsche Wiedervereinigung und der Fall der Mauer als zentraler, kontroverser Punkt hervorgehoben werden.
Fritz J. Raddatz, einer der profiliertesten Publizisten Deutschlands, entwirft ein grandioses Porträt des weltberühmten Dichters, das in seiner feinsinnigen Art, Leben und Werk aufeinander zu beziehen, seinesgleichen sucht. Rainer Maria Rilke ist der nach Goethe meistgelesene deutschsprachige Dichter weltweit. Zeitgenossen priesen und höhnten ihn; und bis heute tönt das Echo auf Rilke und sein Werk gebrochen. Wer war dieser Mann? Ein „überschminktes Frauenzimmer“, wie Georg Heym ihn verspottete, die „Dichtung selbst oder das, woraus die Dichtung entsteht“, wie Marina Zwetajewa einmal voller Hingabe schrieb? In den ersten Lebensjahren erzogen als Mädchen, später der frömmelnden Bigotterie der Mutter ausgeliefert, entwickelte Rilke ein höchst ambivalentes Bild vom weiblichen Geschlecht. Frauen verdankt der rastlos von Ort zu Ort Ziehende lebenslange Förderung und Unterstützung; sie verdanken ihm die schönsten Gedichte und Widmungen. Und doch bleibt Weib wie Welt der Feind, umschwärmt in der Entfernung, gefürchtet als Gefahr in unmittelbarer Nähe … Fritz J. Raddatz gelingt es, nicht nur die Existenz bestimmenden Prägungen Rilkes auf furiose und auch bewegende Art zu beschreiben, sondern den Einfluss dieser emotionalen Quellen auf das Werk des Dichters eindrücklich darzustellen.
Raddatz' dreibändiger Zyklus über sein literarisches Alter ego Bernd Walther, gespannt von den dreißiger Jahren bis in die späten Fünfziger, von der Nazi-Diktatur über die des Proletariats bis zur Flucht in den Kapitalismus, ist das Dokument einer wirren Zeit, der Bericht vom Irrgang einer jungen Sehnsucht nach Erfüllung, im Politischen so rücksichtslos wie schamlos im Privaten, geschrieben nach dem Lebensmotiv "Sehnsucht ist stärker als die Angst". Der Protagonist ein Held unserer Zeit, und um ihn herum ein Panorama der Zeitgenossen, allesamt erfasst in der für Raddatz typischen Ästhetik der Blöße und Entblößung. So erzählt Raddatz nicht nur ein ungewöhnliches Leben, sondern macht die politischen und menschlichen Verkrümmungen der Nachkriegszeit sichtbar. Der Band enthält im einzelnen: Kuhauge (Rowohlt 1984); Der Wolkentrinker (Rowohlt 1987); Die Abtreibung (Rowohlt 1991)
'Wie hier der Himmel aufgerissen wird, schweigend und zerspleißend zugleich wie Seide, wenn die Vögel im Naturschutzgebiet des Rantumer Beckens ihn schneiden: das gibt es nur hier.' Fritz J. Raddatz ist diesem Ort verfallen: Mein Sylt ist die Liebeserklärung des leidenschaftlichen Unruhestifters an seine Insel, die ihm ein sich ständig erneuerndes Wunder ist – ebenso theatralisch und rauschhaft wie einsam, verwunschen und giftig. Fritz J. Raddatz’ Sylt beginnt genau fünf Gehminuten von Kampens Whiskymeile entfernt. Fernab des Luxusrummels flaniert er durch die Dünen, erinnert sich an Begegnungen mit Rudolf Augstein, Hubert Fichte oder Barkeeper Karlchen und führt mit Esprit und Eleganz durch die Geschichte seiner Insel, die ihn mit ihrer Mischung aus südlichem Glast und nördlichem Starrsinn in ihren Bann geschlagen hat. 'An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt.' Thomas Mann (Eintrag im Gästebuch der Pension Kliffende)
Die Edition von F.J. Raddatz und Mary Gerold-Tucholsky bietet eine amüsante Lektüre und wertvolle Einblicke in die Literatur- und Zeitgeschichte. Tucholsky kommentierte mit Wut und Eleganz Themen wie Zensur und Militarismus. Der Neudruck ist identisch mit der ursprünglichen Ausgabe und zeigt den kritischen Tucholsky.
Wo er hinkam, stiftete er Unruhe - aber eine aufklärerische, anregende, produktive. Furios und brillant wie eh und je führt uns Fritz J. Raddatz durch sein bewegtes Leben. Alle Großen aus Literatur und Publizistik der vergangenen Jahrzehnte treten auf: von James Baldwin bis Henry Miller, von Christa Wolf bis Günter Grass. Ein kulturhistorisches Kaleidoskop unserer Zeit - glamourös, amüsant, bewegend.