Jacob Taubes war ein Religionssoziologe, Philosoph und Judaist, der sich mit Eschatologie und Hermeneutik beschäftigte. Seine Arbeit, geprägt von einem tiefen Verständnis der jüdischen Tradition, untersuchte die Beziehung zwischen Religion und der modernen Gesellschaft. Durch seine Lehren und Schriften beeinflusste er zahlreiche zeitgenössische Denker und sein Erbe wirkt in Diskussionen über Religion, Philosophie und Kultur fort.
Jacob Taubes untersucht in diesem Buch zentrale Themen wie Zeit, Endzeit, Apokalypse und das Menschsein als Fremdling. Er reflektiert über das abendländische Geschichtsdenken und stellt Fragen von großer Aktualität, die zum Nachdenken anregen.
Die in „Vom Kult zur Kultur“ gesammelten Texte von Jacob Taubes reichen von 1953–1983. Da es von Taubes seit der „Abendländischen Eschatologie“ von 1947 keine weitere Monographie gibt, fällt diesen Aufsätzen das Gewicht zu, Taubes’ Denken in einem Zeitraum von dreißig Jahren zu repräsentieren. Dass dieses Lebens- und Jahrhundertwerk nur in Aufsätzen vorliegt, ist alles andere als zufällig. Dieser Umstand beruht auf der Tatsache, dass Taubes, der stets in physischer, psychischer und geistiger Unruhe lebte, schon von seiner Konstitution wenig Affinität zur sitzenden Lebensform des professoralen Gelehrten hatte. Der Grund liegt darin, dass sich dieses Werk wegen seines wesentlichen polemischen Charakters nur in fragmentarischer Form literarisch dokumentiert. 2. Auflage 2007
Das Auffinden der in der Jerusalemer Jewish & University Library erhaltenen Briefe von Jacob Taubes an Gershom Scholem leistet einen entscheidenden Beitrag zum integrativen Verständnis der Verbindung, die zwischen diesen beiden außergewöhnlichen Persönlichkeiten auf menschlicher wie geistiger Ebene bestand; zugleich erscheinen die bisher zu diesem Thema veröffentlichten Texte in einem neuen Licht. Der vorliegende Band macht sich eine Zusammenstellung des gesamten Materials zur Aufgabe, das Taubes Scholem gewidmet hat; dabei wird deutlich, dass selbst die heikelsten biograpischen Aspekte in diesem komplizierten Verhältnis, im Grunde auf die Frage des Messianismus zurückgehen und eng verbunden damit auf eine unterschiedliche Interpretation von Paulus und Walter Benjamin. Das vorliegende Buch ist die durchgesehene deutsche Fassung der von E. Stimili besorgten italienischen Ausgabe mit dem Titel Il prezzo del Messianesimo. Lettere die Jacob Taubes a Gershom Scholem e altri scritti, erstmals erschienen im Jahr 2000 (Quodlibet-Verlag/Macerata).
„Es ist das Fazit eines Streites, in welchem Heraklits ‚gegenstrebige Fügung’ den ‚okkasionellen Dezisionismus’ des politischen Theologen überlistet. Jenseits von Apologie und bloßer Destruktion, wird Taubes diesem Typus eines Dostojewskischen ‚Großinquisitors’ vielleicht auf eine ganz grundsätzliche Weise gerecht.“ (Christoph von Wolzogen, NZZ)
Jacob Taubes war ein Denker zwischen Judentum und westlicher Philosophie, die sich ihm von Parmenides bis Marx und Kierkegaard, Heidegger und Benjamin spannte, »von Ionien bis Jena«, wie er zu sagen pflegte. Er dachte existentiell, weil er sich in einer postkatastrophalen Zeit wusste, in der er Parallelen zur Spätantike erkennen wollte, in der Streit zwischen Christus und den Cäsaren herrsche. Religionsgeschichtliche Befunde benutzte er als ein Arsenal von Figuren und Konstellationen zur Veränderung der Gegenwart. Darauf richtete sich sein Interesse, denn er war mit der Moderne so entzweit wie die antiken Gnostiker mit ihrer Zeit. Taubes war auch ein begnadeter Polemiker, der keine Auseinandersetzung scheute, aber auch zu würdigen verstand. Die in diesem Band versammelten, teils bisher unpublizierten Schriften enthalten sowohl den ersten als auch den letzten von Taubes selbst für eine Publikation verfassten Text und umspannen den Zeitraum von 1942 bis 1987. Sie machen zahlreiche in englischer Sprache verfasste Abhandlungen in deutscher Übersetzung zugänglich und lassen sich sowohl als Einführung in Taubes’ eschatologisches und gnostisches Denken als auch als Weiterführung seiner bereits vorliegenden Arbeiten lesen. Die Sammlung umfasst Kongress- und Rundfunkvorträge, Aufsätze, Vorworte, Interventionen, Buchbesprechungen und Würdigungen.
Der Briefwechsel mit Axel Rütters Nebst Materialien und Dokumenten herausgegeben von Herbert Kopp-Obersterbrink
Jacob Taubes und Axel Rütters kannten sich aus der Zusammenarbeit im Suhrkamp Verlag, wo Taubes Mitherausgeber der Theorie-Reihe war und Rütters Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Verlags. Der Briefwechsel setzt ein, nachdem Rütters bei Suhrkamp gekündigt hatte, um zusammen mit Karl Markus Michel, der seit 1961 Lektor bei Suhrkamp war, die Autoren- und Verlagsgesellschaft Syndikat zu gründen. Jacob Taubes war ein leidenschaftlicher Berater und Initiator von Buchprojekten. Auch wenn er Suhrkamp verbunden blieb, interessierte er sich für die Verlagsarbeit von Axel Rütters, zu dessen näherem Freundeskreis Schülerinnen und Schüler von Taubes gehören. Da er geradezu rastlos zwischen Berlin, Jerusalem und Paris unterwegs war, wurde für ihn Frankfurt zu einer Art Drehkreuz, wo er häufig bei Rütters und seiner Familie Station machte. 2023 jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal. Die Korrespondenz steht im Zeichen einer dreifachen Krise: Einer Krise der Institution Universität, in der sich nach dem linken Aufbruch neue Verkrustungen herausgebildet hatten, einer Krise der etablierten Universitätsphilosophie, von der Taubes meinte, sie sei an ihr Ende gekommen und „langweile“ ihn, und der Krise eines rastlosen, sich selbst verzehrenden Lebens. Dass sich Jacob Taubes lange Zeit mit einem Zeitschriftenprojekt beschäftigte, das zunächst Kassiber, dann aber Krisis heißen sollte, bekommt in der Rückschau etwas Symbolisches.
Západní eschatologie — jediná kniha, kterou J. Taubes za života vydal — podává historickou syntézu západního duchovního odkazu z hlediska náboženské apokalyptiky, jejíž počátky odhaluje od hebrejských proroctví přes antiku a rané křesťanství, sleduje její středověké oživení u Jáchyma z Fiore a odkrývá její pozdní sekularizované formy u Kanta, Hegela, Marxe a Kierkegaarda. Taubes obsahově navazuje především na Jonasovy a Löwithovy rozbory, svou úvahu však předkládá ve formě apelativního eseje, který v našem prostředí vyzývá ke konfrontaci s Kacířskými eseji Jana Patočky. Přijetí myšlenky, že čas jednoho dne skončí, má podle Taubese zásadní důsledky pro politické myšlení. Jestliže je přirozený čas zakoušen jakožto věčný cyklus událostí, pak jsou „dějiny“ časovou oblastí, v níž mohou lidé díky aktivním rozhodnutím měnit vývoj událostí. Zatímco univerzální dějiny píší vítězové, mesiášská či apokalyptická událost vstupuje do dějin a dává hlas utlačovaným.