Der Blick, die Scham, das Gefühl
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Tiefenpsychologie und Psychoanalyse können auf eine rund hundertjährige Geschichte zurückblicken. Wer diese Entwicklung kritisch betrachtet, wird erkennen, daß es dabei seit den ersten Veröffentlichungen des jungen Arztes Sigmund Freud bestimmte Lieblingsthemen gegeben hat – etwa die »Triebe« und ihre »Triebschicksale« sowie die Umwandlung seelischer »Energie«, die Freud nach dem Vorbild der Newtonschen Physik nachzeichnen zu können glaubte. Dieses recht geschlossene Weltbild ist mittlerweile zerbrochen; was von ihm bleiben wird, läßt sich nicht absehen. Vielleicht können neue Wege beschritten werden, wenn wir untersuchen, welche Themen in diesen hundert Jahren Tiefenpsychologie vernachlässigt, ja manchmal geradezu systematisch mißachtet wurden: etwa Gesichtssinn und Blick, die für das menschliche Weltverhalten und Weltverständnis konstitutiv sind, die Scham, das Aschenputtel unter den Gefühlen, und schließlich die Affekte selbst. Aus der genaueren Betrachtung dieser Themen, also aus der Anthropologie des Verkannten, lassen sich wichtige Erkenntnisse für eine neue Metapsychologie gewinnen.