Bischof Ulrich von Augsburg
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Am 31. Januar 993 wurde Bischof Ulrich von Augsburg (923-973), kaum zwei Jahrzehnte nach seinem Tod, durch Papst Johannes XV. (985-996) und dessen römische Synode in Feierlichem Akt heiliggesprochen. Die 22 Beiträge dieser Festschrift suchen die Persönlichkeit und das Wirken Bischof UIrichs von Augsburg sowie die Zeit der ottonischen Herrschaft und die Idee des werdenden Heiligen Römischen Reiches dem heutigen Leser zu erschließen. Sie beleuchten die Rolle des Papsttums und die Bedeutung der Reichskirche im 10. Jahrhundert und untersuchen im Rahmen der Geschichte des Kanonisationsverfahrens den Kanonisationsakt von 993. Sie gehen dem Wandel des mittelalterlichen UIrichs-Bildes, seiner legendarischen „Überhöhung“, und der Geschichte des „siegzwingenden Kreuzes“ Bischof Ulrichs nach. Schließlich lenken sie - mit vielen neuen Forschungsergebnissen - den Blick auf die tausendjährige Geschichte der Ulrichs-Verehrung und auf die mannigfachen Inspirationen, die von ihr seit der Romanik und Gotik die Kunst empfangen hat: in der mittelalterlichen Buch- und Tafelmalerei, in Plastiken und Altarblättern, in der großen szenischen Freskomalerei des Barocks und Rokokos, in der Glasmalerei, in der Musik und auf der Theaterbühne. Der Akt der Heiligsprechung - die erste bekannte päpstliche Kanonisation in der Geschichte der Kirche und die einzige von einem Papst durchgeführte im 10. Jahrhundert - war in mehrfacher Hinsicht ein Ereignis von historischer Bedeutung. Durch sie erhielt nicht etwa lediglich ein lokaler Kult die päpstliche Bestätigung; vielmehr proklamierte der Papst durch feierliche Bulle allen Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten „in Gallien und Germanien“, d. h. im weiten Gebiet des einstigen, ganz Gallien und Germanien umfassenden Frankenreiches Karls des Großen, den Vollzug dieser Kanonisation. Bischof Ulrich, sein hingebungsvolles Wirken im Dienst von Kirche und Reich, sein heiligmäßiges, von benediktinischem Geist geprägtes Leben wurden damit in helles Licht gerückt, und seine in Augsburg bereits blühende Verehrung erfuhr über die Grenzen des damals immer noch im Aufbau begriffenen Heiligen Römischen Reiches hinaus mächtige Förderung. Ulrich von Augsburg erschien nicht nur als das Muster eines rechten Bischofs, sondern zugleich auch als eine Persönlichkeit von gleichsam europäischem Rang. Und dem Papsttum selbst, das sich im 10. Jahrhundert kaum über die Stadt Rom erhob, erwuchs aus dem Kanonisationsakt von 993 - mittelbar - ein neues Selbstverständnis: ein Verständnis von päpstlicher Autorität, wie es sich dann in Jahrhunderten entwickelte. Dabei geht es nicht allein darum, aus Anlaß des tausendjährigen Jubiläums der Kanonisation Bischof Ulrichs eine zweifellos große Vergangenheit - nicht zuletzt der Kirche von Augsburg - wieder zum Leben zu erwecken und verständlich zu machen. Diese dem Gedächtnis Bischof Ulrichs gewidmete Festschrift soll zugleich auch ein Beitrag zum Aufbau der lebendigen Kirche in der Gegenwart und Zukunft sein.