Da ist kein Fluss mehr
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»Erzählen Sie mir was«, »Erzählen Sie mir eine Geschichte«, mit diesen Worten beendet Hanna Krall fast jede ihrer Lesungen. Göteborg, Tykocin, New York, Warschau oder Hamburg sind die Orte, von denen aus die Autorin schreibt. Sie erzählt von Abram Kapica, der den Krieg überlebte, weil sein Vater ihn nach Hause schickte, um nachzusehen, ob alles in Ordnung sei; von der vergeblichen Liebe des polnischen Dienstmädchens Alicja zu ihrem jüdischen Hausherrn; von dem Kurden auf dem Berg Nimrud, dem künftigen Wächter der galizischen Juden; von Krzysztof Kieslowski, dem es wichtig ist, auf der Seite der Traurigen zu stehen. Alle ihre Geschichten handeln vom DANACH. Knapp und poetisch verbindet Hanna Krall Einzelschicksale mit historischen Ereignissen und biblischen Motiven. Und so nimmt es nicht wunder, dass neben der Jungfrau von Wlodzimierz von Feldmarschall Rommel, neben dem Don Juan des Otwocker Proletariats von Rabbi Besser aus New York die Rede ist. »Ich versuche nicht, die Geheimnisse der Überlebenden zu ergründen«, hat dieser gesagt, und Hanna Krall ist mit ihm eins. Doch sie erzählt von diesen Menschen, und auch wenn sich das, was sie überliefert, wirklich zugetragen hat, sind ihre Geschichten doch keineswegs Tatsachenberichte, sondern universelle Gleichnisse.
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