Betriebsstörung
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Gustav Ernst ist nicht nur ein arrivierter und bekannter Autor, sondern als Herausgeber der Literaturzeitschrift kolik zusätzlich eine wichtige Person des österreichischen Literaturbetriebs – und derart auch ein intimer Kenner der Szene. Wenn er nun in der für ihn typisch frontalen Art eine Betriebs(störungs)satire schreibt, darf man sich auf einiges gefasst machen. Sie werden nicht enttäuscht sein! Eine einflussreiche Literaturkritikerin wird ermordet, in Opatija auf der Uferpromenade über die Brüstung gestoßen – und bleibt als Gesprächsstoff äußerst lebendig. Wer ist der Täter? Ihr Ehemann, ein älterer Dichter mit schlohweißem Haupthaar? Oder sein jüngerer Kollege und literarischer Antipode? Oder doch der Kulturredakteur? Selten war diese Frage in der Literaturgeschichte belangloser als in Ernsts Prosa, die sich nicht als Krimiparodie versteht, eher als Absage an dieses allzu beliebte Genre. Die Figuren sind gleichermaßen Prototypen wie äußerst lebendige Figuren aus Fleisch und Blut – speziell beim Reden über Sex nehmen sie sich kein Blatt vor den Mund. Nina und Olga, Lehrerin und Apothekerin, sind beste Freundinnen und im Literaturbetrieb als Liebhaberinnen der Literatur eher Randerscheinungen, in Ernsts Roman stehen sie aber im Zentrum – die beiden halten den nie versiegenden Redefluss am Laufen: reden, tratschen, ausrichten, runtermachen. Immer wieder verbeißen sich die Figuren im Dialog ineinander, kosten Missverständnisse genüsslich aus, sind extrem nervig und nerven einander. Schlüsselromane sind indiskrete Fiktionen. Wer Ernsts Betriebs(störungs)satire für Realität hält und sich darin wiedererkennt, wird nicht daran gehindert.
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