Notizen über Besuche auf dem Land
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Dieses Buch erzählt von zwei Gemeinden. Die eine liegt im österreichischen Südburgenland, die andere in Bayern. Beide Orte wurden ausgewählt, weil die Autorinnen sie kannten, ein unübliches Auswahlkriterium für Sozialwissenschaftler, aber Cheryl Benard und Edit Schlaffer erschien es normal, daß man sich für Orte, Personen und Situationen interessiert, die man kennt. Das Leben in beiden Gemeinden spielt sich ab in Gesangsvereinen und Supermärkten, in Fabriken, Schulen und Altersheimen und wird bestimmt von Geldsorgen, Ärger mit Kollegen, Trinken mit Freunden, Träumen in der Gegenwart, Hoffnungen auf die Zukunft, Hausaufgaben und Schlagzeilen der Weltgeschichte, die man abends auf dem Sofa überfliegt. St. Anna im Burgenland ist arm. Die Frauen arbeiten zu Leichtlohntarifen in der nahe gelegenen Fabrik, die Männer pendeln in die nächste Stadt. Die Jugend findet keine Lehrstellen, die Familien betreiben nach Feierabend zusätzlich eine sich immer mehr reduzierende Landwirtschaft. Isarkirchen in Bayern ist reich, ist von einer bescheidenen Landgemeinde zu einem städtischen Vorort aufgeblüht mit Banken, Boutiquen und Industriebetrieben, angetrieben von hektischer Konsumorientierung und belastet von fehlender Integration. Unter dem forschenden und anteilnehmenden Blick der beiden Sozialwissenschaftlerinnen färbt sich das Grüne grau, ist die ländliche Idylle kaum mehr auszumachen.