... fertig ist das Angesicht
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Das menschliche Gesicht widersteht der literarischen Beschreibung, obwohl es einer ihrer ältesten Gegenstände ist. Das Gesichterlesen und -deuten ist so zentral mit unserem unbewussten Sozialverhalten und unserer Identitätssuche verbunden, wie es von aller objektiven Wahrheit und Gerechtigkeit fernab liegt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert artikulierte sich das leidenschaftliche Interesse für das menschliche Gesicht als aufregende Variation einer neuen bürgerlichen Welt- und Gesellschaftserfahrung. Das damals entwickelte Grundmuster ist bis heute gültig geblieben: Das Porträt glückt um so mehr, je distanzierter sich der Autor seinem Gegenstand gegenüber empfindet und je mehr er in ein festgefügtes Wertesystem eingebettet ist. Der dramatische Umbruch der Gesichtsbeschreibung geschieht dort, wo aus der unerschütterlichen Sprach- und Beschreibungssicherheit eine Sprach- und Beschreibungskrise wird, wie sie in den kurzen Porträtskizzen Franz Kafkas aufscheint. Peter von Matt verfolgt die entscheidenden Wandlungen der literarischen Beschreibung des menschlichen Gesichts von Goethe und Lavater über Heine bis zu Kafka, Musil, Hofmannsthal, Grass, Frisch und Handke.
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