Was bewirkt Veränderung im Prozess der analytischen Psychotherapie? Sind es die Deutungen der Analytiker und Analytikerinnen, die ihren Patienten und Patientinnen notwenige Einsichten vermitteln? Oder sind es die Erfahrungen einer sehr persönlichen Beziehung, in der sich die Patientinnen und Patienten gesehen, vielleicht sogar getröstet oder ermutigt fühlen können? Dass Psychoanalytiker den Einfluss der Beziehungserfahrung heute höher gewichten als früher, spiegelt sich in ihren geänderten Konzepten der therapeutischen Beziehung. Aber es waren wohl die Patienten und Patientinnen, die diese Veränderungen anstießen. Früher schrieben sie dem Analytiker oder der Analytikerin die Autorität zu, dass er bzw. sie „es weiß“ und ihnen erklärt, was sie verstehen sollen. Heute erwarten sie von ihm bzw. ihr eine wahrhaftige Antwort auf ihren Beziehungswunsch. Das Buch verleiht den Patienten und Patientinnen eine emanzipatorische Stimme und zeigt, wie sehr Theorie und Therapie der Psychoanalyse von den Bedürfnissen der Patientenseite geprägt werden.
Jürgen Körner Reihenfolge der Bücher






- 2020
- 2018
Die Geschichte der psychodynamischen Methoden könnte auch als Geschichte ihrer Konzepte von der Übertragung und Gegenübertragung erzählt werden. Was hat sich gewandelt? Die Übertragung ist nicht mehr nur der Irrtum, mit dem der Patient frühe Beziehungserfahrungen wiederholt, sondern auch ein Versuch, den Therapeuten in die Lösung innerer Konflikte einzubeziehen und zu verwenden. Und die Gegenübertragung ist nicht mehr eine unvermeidliche Störung, sondern Ausdruck der Mitwirkung der Therapeutin in der psychotherapeutischen Beziehung. Auch Beziehungen des Alltags sind von Übertragungsphantasien geformt, diese aber halten wir unbewusst, damit wir nicht „aus dem Rahmen fallen“. In der psychoanalytischen Situation hingegen können sich die Patienten frei machen von den im Alltag geforderten Einschränkungen des Erlebens und Wünschens. Der Patient kann die Chance ergreifen, seine im therapeutischen Prozess lebendig gewordenen Beziehungsphantasien in ein neues, erweitertes Selbst- und Beziehungskonzept zu integrieren. Das wäre ein Schritt ins Freie, vielleicht nach einer Phase der inneren Abhängigkeit vom psychodynamisch arbeitenden Psychotherapeuten.
- 2017
Gutes Tier - böser Mensch?
Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung
Jürgen Körner untersucht die Mensch-Tier-Beziehung von der Zeit des Europäischen Mittelalters bis zur Gegenwart aus einer psychologisch-psychoanalytischen Perspektive. Im frühen Mittelalter ging der einfache Mensch herzlos mit seinen Tieren um, während er im Hochmittelalter soziale Kompetenzen entwickelte, um sich in andere – Menschen und Tiere – hineinzuversetzen. Die Fähigkeit und Bereitschaft zu Mitgefühl und Empathie traten jedoch erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf, als Mitleid zum Hauptmotiv für einen achtsamen Umgang mit Tieren wurde. Die Tierliebe des modernen Menschen ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Haustiere geben uns das Gefühl, liebenswert zu sein und nicht verlassen zu werden. Tierhalter haben Macht über Tiere, ohne sich für ihre Motive oder Taten schuldig fühlen zu müssen. Viele ethische Argumente für den respektvollen Umgang mit Tieren basieren auf der Annahme, dass Tiere uns ähnlich sind und daher ähnliche Rechte verdienen. Doch Tiere leben in ihrer eigenen Welt, zu der wir keinen echten Zugang haben. Eine ästhetische Begründung der Tierliebe sollte ihre faszinierende Andersartigkeit und Vielfalt anerkennen. Wahre altruistische Tierliebe bedeutet, das Tier nicht nur aus unserer Perspektive zu betrachten, sondern zu verstehen, wie es für sich selbst lebt.
- 2016
Die Verfahren der psychodynamischen Psychotherapie haben seit jeher ihre jeweils eigenen Interventionsmethoden entwickelt und gegeneinander abgegrenzt. Der Psychoanalytiker Jürgen Körner stellt hingegen die Vielfalt der psychodynamischen Interventionsmethoden verfahrensübergreifend dar. Die Entscheidung für eine erfolgversprechenden Methode sollte sich weniger an dem gewählten Setting (Sitzen oder Liegen, hohe oder niedrige Frequenz) orientieren, sondern davon abhängen, inwieweit der Patient von strukturellen Störungen geprägt ist, welche inneren Konflikte er zu bewältigen hat, über welche Mentalisierungskompetenzen er verfügt und welche Bindungsmuster er zu erkennen gibt.Das Buch erläutert anhand zahlreicher Beispiele, dass die Ziele psychodynamischer Psychotherapie, nämlich das Unbewusste bewusst zu machen, die subjektive Welt des Patienten zu erschließen und dabei die therapeutische Beziehung zu nutzen, in allen psychodynamischen Verfahren und Settings angestrebt werden können, allerdings in methodisch breit gefächerten Varianten je nach dem Struktur- und Entwicklungsniveau des Patienten.
- 2016
Kraftquelle Schlaf
Wege zu einem erfüllten Schlafleben
Erholsamen Schlaf gibt es nicht auf Bestellung – weder im Internet noch im Supermarkt. Das Schlaf-Drittel unseres Lebens hat enorme Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Rund ein Drittel der Bevölkerung leidet unter Schlafstörungen und Schlafmangel. Schlafstörungen sind auch immer Wachstörungen. Es kommt zu enormen Einbußen unserer Lebensqualität. Unsere schlaflose 24-Stunden-Gesellschaft gibt sich den eigenen Takt vor. Die Folgen ständiger Erreichbarkeit über E-Mail, Smartphone, Tablet & Co., zunehmender Verkehrslärm, Stress am Arbeitsplatz, die multimediale Reizüberflutung unserer Sinne lassen uns auch während der Schlafenszeit nicht mehr zur Ruhe kommen. Auf Dauer macht nicht erholsamer Schlaf dick, dumm und krank. Er senkt sogar unsere Lebenserwartung. Dabei ist es so einfach, sein eigenes Schlafglück zu befördern. Wenn wir unser kostenloses Schlaf-Abo für mehr Lebensglück erkannt haben und es in der für uns optimalen Art und Weise verwenden, erleben wir mehr Freude und Lebensqualität. Das Projekt Kraftquelle Schlaf ist kein Medizinratgeber, der erst dann zum Zuge kommt, wenn sich ein gestörtes Schlafbewusstsein mit all seinen Nebenwirkungen manifestiert hat. Kraftquelle Schlaf ist das Projekt für den besten Schlaf Ihres Lebens!
- 2015
Die Deutung nimmt unter allen Interventionen psychodynamischer Psychotherapeuten eine Sonderstellung ein. Ihre Funktion hat sich mit der Fortentwicklung der therapeutischen Methoden stark verändert. Wie und mit welchen Absichten ein Psychotherapeut deutet, hängt vordergründig von seiner theoretischen Orientierung z. B. als Neo-Freudianer, Objektbeziehungstheoretiker, Selbstpsychologe oder Intersubjektivist ab. Hintergründig aber lässt er sich von seinen nicht bewussten Menschenbildern und privaten, impliziten Theorien leiten. Dieses Buch beschreibt die Geschichte der Deutungskonzepte ausführlich im Kontext der sich wandelnden psychoanalytischen Methoden. Es ordnet die Deutung in die Systematik psychoanalytischer Interventionen (Klarifikation, Konfrontation, Durcharbeiten) ein und erklärt anschaulich den Zusammenhang mit anderen methodischen Konzepten wie der freien Assoziation, der Abstinenz und der gleichschwebenden Aufmerksamkeit.
- 2015
Psychotherapeutische Kompetenzen
Ein Praxismodell zu Kompetenzprofilen in der Aus- und Weiterbildung
- 52 Seiten
- 2 Lesestunden
Das Essential gliedert das komplexe Gebiet der psychotherapeutischen Kompetenzen (Wissen, Handlungskompetenz und Haltung) und zeigt, auf welche Weise und in welcher Reihenfolge diese Kompetenzen vermittelt und abgeprüft werden können. Die bisher praktizierte Ausbildung zum Psychotherapeuten bedarf dringend einer Reform. Stärker als zuvor sollte sie sich an der Frage orientieren, was einen guten Psychotherapeuten ausmacht und wie er seine Kompetenzen am besten erwerben kann. Ferner muss es möglich sein, die Qualität psychotherapeutischen Handelns rational zu beurteilen. Psychologische und ärztliche Psychotherapeuten wenden eine für den Einzelfall, den individuellen Patienten, höchst folgenreiche Handlungskompetenz an. Sie müssen ihr Handeln daher auch in ethischer Hinsicht begründen und verantworten können. Die Ausbildung zum Psychotherapeuten muss ihnen auch diese Fähigkeiten vermitteln.
- 2013
Was ist Abwehr? Bis heute dominiert die negative Seite ihrer Funktionen: Der Abwehrende schränkt sich selbst ein, verbirgt Wesentliches, Eigenes und entfernt sich gleichsam von sich selbst. Wir übersehen dabei die konstruktive Funktion der Abwehr, die es dem Subjekt doch erst ermöglicht, die vielfachen Einschränkungen und Zumutungen im Verlaufe seiner Sozialisation nicht nur hinzunehmen, sondern auch zur Entwicklung seiner Persönlichkeit und zur Verfeinerung seines ästhetischen und kulturellen Lebens zu nutzen. Dieses Buch beschreibt die Geschichte der Abwehrkonzepte ausführlich und untersucht die zentrale Rolle von Abwehrvorgängen in der Entwicklung der Persönlichkeit.
- 2010
Schuldbewusstsein und reale Schuld
- 283 Seiten
- 10 Lesestunden
Der Band führt interdisziplinär in ein Thema ein, das vielen Praktikern in Pädagogik und Therapie, aber auch Jugendgerichtsbarkeit oder Seelsorge auf den Nägeln brennt. Beim Umgang mit jugendlichen Gewalttätern, die lebensgeschichtlich zugleich Opfer sind, aber weder als solche behandelt werden können noch wollen, stellen sich Fragen wie: Welchen Umgang mit Schuld erwarten wir von ihnen? Was könnte unsere Aufgabe bei der »Verarbeitung« von Schuld sein? Dies sprengt die Grenzen herkömmlicher therapeutischer und pädagogischer Zugänge. Die Beiträge zeigen, warum der Umgang mit Schuld und nicht nur mit Schuldbewusstsein zu einem unvermeidlichen Thema der Psychoanalyse und vor allem der Psychoanalytischen Pädagogik geworden ist. Sie bieten Strategien für einen produktiven Umgang und zeigen auch, warum die Pädagogik bei diesen Fragen über den eigenen Tellerrand blicken und die Auseinandersetzung mit Juristen, Therapeuten, Theologen und dem politischen Zeitgeschehen führen muss. Mit Beiträgen von Michael Bongardt, Micha Brumlik, Michael B. Buchholz, Rebecca Friedmann, Manfred Gerspach, Ludwig Haesler, Mathias Hirsch, Jürgen Körner, Franziska Lamott, Kathrin Mörtl, Burkhard Müller, Barbara Rendtorff, Achim Schröder, Philipp Walkenhorst und Silke Wolter
- 2005
Dieses Buch stellt eine neue Methode pädagogischer Arbeit mit delinquenten Jugendlichen vor. Das DENKZEIT-Training unterscheidet sich von traditionellen Formen sozialer Arbeit: Es ist ein großenteils manualisiertes Einzelverfahren, das heißt, ein ausgebildeter „DENKZEIT-Trainer“ arbeitet mit einem Jugendlichen ein Lernprogramm durch, das in seinen einzelnen Schritten, seinen Inhalten, Zielen und didaktischen Mitteln ausgearbeitet vorliegt. Das Training zielt auf die Förderung kognitiver Kompetenzen, die sich in der Forschung als Schutzfaktoren gegen Delinquenz gezeigt haben: Die Fähigkeiten, schwierige Konfliktsituationen zu analysieren, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, moralisch zu urteilen, eigene Affekte zu kontrollieren und die Folgen eigenen Handelns im Voraus zu bedenken. Der Jugendliche soll lernen, in unübersichtlichen und affektiv aufgeladenen Situationen kurz innezuhalten, nachzudenken und überlegt zu handeln.